Change-Management in der Energiewirtschaft
Der unterschätzte Erfolgsfaktor
Die Einführung von SAP S/4HANA gilt oft als rein technisches Projekt – doch der wahre Erfolgsfaktor liegt beim Menschen. Gerade Energieversorger stehen durch regulatorische Vorgaben, komplexe IT-Strukturen und operativen Druck vor besonderen Herausforderungen.
SAP S/4HANA: Ein Zielbild mit Sprengkraft – warum ein zielgerichtetes Change-Management ein unterschätzter Erfolgsfaktor ist
Die Einführung von SAP S/4HANA wird oft als technisches Transformationsprojekt betrachtet. Doch wer die Verantwortung für ein solches Projekt trägt, oder in den Fachbereichen eingebunden ist, weiß: Es geht um weit mehr als nur um eine neue Software. SAP S/4HANA ist ein strategischer Hebel, ein Versprechen für integrierte IT-Landschaften, verschlankte Prozesse, Echtzeit-Fähigkeit und eine neue Qualität der Steuerung.
Was in PowerPoint-Folien oft als logische und sinnvolle Zielarchitektur erscheint, trifft in der Realität vieler Energieversorger auf eine andere Welt: historisch gewachsene Strukturen, individuelle Eigenentwicklungen, ein Geflecht aus Schnittstellen, regulatorischen Anforderungen und einem laufenden Tagesgeschäft, das kaum Raum für Fehler lässt. Kurz: Die Ausgangslage ist komplex, die Zielsetzung ambitioniert. Und genau dazwischen liegt die wahre Herausforderung.
Zwischen Theorie und Wirklichkeit: Warum SAP S/4HANA-Projekte so oft ins Stocken geraten
Wenn wir mit Projektleitenden CIOs oder Fachbereichsverantwortliche sprechen, zeigt sich ein wiederkehrendes Muster: Die initiale Euphorie ist hoch, der Business Case überzeugt, die Projektplanung steht. Doch je weiter das Projekt voranschreitet, desto deutlicher werden die Reibungspunkte:
- Fachbereiche sind unsicher, welche Rolle sie spielen sollen
- Kommunikation ist zu technisch oder zu spät
- Schulungen finden zu nah am Go-Live oder zu abstrakt statt
- Der Betrieb leidet unter Parallelbelastungen
- Widerstände werden zu spät erkannt und personalisiert
Wir als IT-Dienstleister für die Energie- und Versorgungswirtschaft erleben immer wieder: Es ist nicht die Technik, die Projekte kippen lässt. Es sind fehlende Klarheit, Überforderung und unzureichende Begleitung des organisatorischen Wandels.

Die besonderen Herausforderungen bei Energieversorgern
Gerade Stadtwerke und Energieversorger stehen unter einem doppelten Druck:
- Regulatorischer Kontext: MaKo, Redispatch, Datenschutz, ISO-Zertifizierungen, Marktkommunikation 2026 etc.
- Marktveränderungen: Dezentrale Energiewelten, neue Geschäftsmodelle, Kundenportale, digitale Transformation etc.
- Systemlandschaften: Unterschiedliche Release-Stände, hohe Customizing-Quoten, unzureichende Dokumentation
- Organisation: Fachbereiche mit umfangreichen Tagesgeschäft, Fachkräftemangel, geringe Change-Resilienz
Die Einführung von SAP S/4HANA findet nicht im luftleeren Raum statt – sondern mitten in einem operativen Alltag mit hoher Komplexität.
Realität im Projekt: Ein Beispiel aus der Praxis
Eine Projektleiterin bei einem regionalen Versorger, erinnert sich: "Wir hatten alles gut geplant: Projektsteckbrief, Meilensteine, Testkonzepte. Doch sobald wir in die Realisierung gingen, kamen Rückfragen: Was heißt das für meine Rolle? Warum wird das überhaupt eingeführt? Wer erklärt es den Kollegen im Kundenservice?"
Der Fehler? Der Change wurde als separater Workstream geplant, nicht als Teil des Projektrahmens. Kommunikation kam zu spät, Schulungen zu allgemein. Das Ergebnis: Frust, Verzögerungen und ein gefährdeter Go-Live.
Unser Ansatz für ein Change-Management im SAP S/4HANA-Kontext
Unsere IT-Fachteam für die Energie- und Versorgungswirtschaft glaubt: Erfolgreiche Transformation gelingt nur, wenn ein Change-Management strukturiert, kontinuierlich und verankert gedacht wird. Deshalb setzen wir auf ein integratives Modell, das Projektsteuerung, Kommunikation, Beteiligung und Befähigung zusammenführt.
Unsere Change-Architektur basiert auf vier tragenden Säulen:
1. Stakeholder-Management & Change-Diagnostik
- Identifikation betroffener Zielgruppen
- Analyse der Betroffenheit (Tiefenwirkung, Emotionalität, Einfluss)
- Change Impact Assessments
- Ableitung zielgerichteter Maßnahmen
2. Change-Cockpit & Steuerung
- Zentrale Visualisierung des Change-Fortschritts
- Verknüpfung mit SAP Activate & Meilensteinplanung
- Nutzung von Prosci-Modellen, ggf. Integration in bestehende OCM-Werkzeuge (OCM-Cockpit, SAP ALM etc.)
- KPI-basierte Wirksamkeitsmessung (Awareness, Participation, Readiness)
3. Kommunikationsarchitektur & Kulturkompatibilität
- Entwicklung eines Big Pictures mit Visions-Workshop
- Kommunikationsformate:
- Projektkiosk digital/intern
- Info-Snacks für Teams (z. B. "1 Thema in 5 Minuten")
- Management-Talks, Q&A-Runden, Videobotschaften
- Messaging entlang der Unternehmenskultur und Sprache
- Begleitung durch ein Change-Team
4. Befähigung & Training
- Zielgruppenorientierte Rollentrainings
- Change-Briefings für multiplizierende Personen
- Testing-Workshops mit Fokus auf Akzeptanz
- Interaktive E-Learnings
- Agile Lernformate (Micro Learning, On-the-Job)

Migration ist nicht gleich Migration: Brownfield, Greenfield, Bluefield
Wie Sie nach SAP S/4HANA migrieren, beeinflusst direkt die Anforderungen an Kommunikation und Change:
- Brownfield: Technischer Umstieg, hohe Erwartung an Stabilität, geringes Neudenken. Gefahr: Altlasten bleiben erhalten. Change-Ansatz: "Kontinuität trotz Wandel".
- Greenfield: Neuanfang mit Prozesse-Design, höhere Change-Wirkung, höherer Schulungsbedarf. Change-Ansatz: "Neuanfang gestalten".
- Bluefield: Selektive Datenmigration, best-of-both-worlds. Change-Ansatz: "Selektive Veränderung sichtbar machen".
Die Migrationsstrategie beeinflusst nicht nur das Datenmodell, sondern auch die Kulturarbeit im Projekt.
Warum das Change-Management von Arvato Systems wirkt
Unsere Erfahrung aus zahlreichen Migrationsprojekten zeigt: Erfolgreiches Change-Management entsteht nicht aus PowerPoint, sondern aus Projekterfahrung, Branchenkenntnis und kontinuierlicher Interaktion.
Wir bringen:
- Tiefes Prozessverständnis aus der Energiewirtschaft (z. B. GPKE, GeLi, MaBiS, WiM)
- Erfahrung in der Transformation von SAP IS-U nach SAP S/4HANA Utilities
- Kompetenzen in Datenschutz, Marktkommunikation, Kundenservice-Prozessen
- Projektleitungserfahrung in agilen und klassischen Projekten
- Methodenkenntnis: Prosci, ADKAR, SAP Activate, Design Thinking
SAP S/4HANA kann vieles verbessern. Aber der Erfolg steht und fällt mit der Bereitschaft der Menschen, sich auf Neues einzulassen. Diese Bereitschaft entsteht nicht automatisch. Sie muss erarbeitet, begleitet, gepflegt werden.
Wir unterstützen unsere Kunden genau dabei: Wandel so zu gestalten, dass er funktioniert. In der Organisation, im Team, im Kopf. Methodisch klar, kommunikativ transparent und immer mit dem Blick für das, was realistisch umsetzbar ist.