KI Agenten im Unternehmen
Agentic Automation verstehen
KI Agenten gehen weit über Chatbots hinaus: Sie planen Schritte, treffen Entscheidungen und handeln in Prozessen – von E-Mail-Entwürfen bis zur autonomen Ausführung. Wir klären Definition & Komponenten, ordnen Agentic Automation vs. Orchestration ein, zeigen Use Cases und ein 5-Schritte-Vorgehen für den schnellen Einstieg.
KI Agenten: Das Wichtigste im Überblick
- Definition: KI-Agenten kombinieren LLM, Gedächtnis und Tool-Zugriffe, um Aufgaben eigenständig zu planen und auszuführen.
- Abgrenzung: Agentic Automation = feste Abläufe mit smarten Entscheidungspunkten; Agentic Orchestration = Koordination mehrerer Agenten/Tools; Agenten = maximal autonom.
- Use Cases: Energieversorger-Kundenservice, SAP BANF-Prüfung, E-Commerce-Retouren, strukturiertes Schaden-Triage.
- Vorgehen: Vision & Ziele klären, 2–3 messbare Use Cases priorisieren, PoC mit echten Daten, Governance definieren, anschließend skalieren.
Hört sich das nicht faszinierend an? Ein Arbeitskollege, der selbstständig arbeitet, Entscheidungen trifft und niemals müde wird. Genau das ist das Versprechen von KI Agenten: eine Art digitale Person, die agieren kann wie ein Mitarbeiter oder Kollege – nur eben rund um die Uhr.
Dieses Thema ist vor allem deshalb so aktuell, weil die letzten Jahre einen enormen Durchbruch in der Entwicklung von Large Language Models (LLMs) gebracht haben. Wir haben gesehen, wie rasant sich diese Technologie entwickelt und wozu die Modelle fähig sind. Gleichzeitig ist deutlich geworden, dass es gar nicht so einfach ist, aus dieser reinen Leistungsfähigkeit echten Geschäftsmehrwert zu generieren.
Um das Zusammenspiel von KI-Agenten mit messbaren Effizienzgewinnen besser einzuordnen, hilft ein Blick auf die Effizienz-Pyramide (Abbildung 1). Sie zeigt, auf welchen Ebenen der Einsatz von KI wirken kann – angefangen bei einzelnen Mitarbeitern, über ganze Teams und Abteilungen, bis hin zur unternehmensweiten Transformation.
Damit wird deutlich: KI kann auf unterschiedlichen Ebenen wirken – doch die eigentliche Herausforderung besteht darin, diese Wirkung in konkrete Mehrwerte zu übersetzen.
Genau an dieser Schnittstelle – zwischen dem Versprechen von KI Agenten und dem Bedarf an messbaren Mehrwerten – tauchen weitere Begriffe auf, die derzeit häufig diskutiert werden: Agentic Orchestration und Agentic Workflows. Dieser Blogartikel möchte die wichtigsten Konzepte klären und aufzeigen, warum sie für Unternehmen relevant sind.
Begriffsdefintionen rund um KI Agenten
Bevor wir tiefer in die konkreten Anwendungsfelder einsteigen, ist es hilfreich, die zentralen Begriffe zu klären. Denn in der Diskussion rund um KI Agenten Workflows und Orchestrierung werden häufig Schlagworte verwendet, deren Bedeutung nicht immer trennscharf ist. Mit den folgenden Definitionen schaffen wir ein gemeinsames Fundament, um die Unterschiede und Zusammenhänge besser zu verstehen.
Large Language Models (LLMs)
Large Language Models – bekannt durch Systeme wie ChatGPT oder Gemini – sind im Kern große Sprachmodelle, die auf gewaltigen Datenmengen trainiert wurden. Ihr Prinzip ist im Wesentlichen das einer Wortvorhersagemaschine: Sie berechnen mit hoher Präzision, welches Wort mit welcher Wahrscheinlichkeit als Nächstes sinnvoll erscheint. Damit können sie Texte generieren, Fragen beantworten oder Konversationen führen – und bilden die Basis für viele aktuelle KI-Anwendungen.
Agentic Workflow
Aufbauend auf dieser Technologie lassen sich LLMs in vordefinierte Arbeitsabläufe einbetten. Ein Agentic Workflow ist ein Workflow oder Prozess, in dem an bestimmten Stellen ein LLM zum Einsatz kommt – beispielsweise um automatisch eine E-Mail vorzuformulieren oder Informationen zusammenzufassen. Die Abläufe sind dabei noch klar strukturiert, das Modell übernimmt nur einzelne, klar abgegrenzte Aufgaben.
Agentic Automation bezeichnet klar definierte, fest strukturierte Prozesse, in denen spezialisierte Agenten für abgegrenzte Aufgaben innerhalb eines Ablaufs eingesetzt werden. Anders als bei klassischen Standard-Workflows geht es hier nicht nur um starre Abfolgen von Schritten, sondern um Automatisierungen mit eingebauten „intelligenten“ Entscheidungspunkten, an denen Agenten bestimmte Aufgaben übernehmen.
Agentic Orchestration
Bei der Agentic Orchestration gehen wir einen Schritt weiter. Zwar basiert auch hier alles auf definierten Prozessen, doch an bestimmten Stellen erhalten die Agents die Möglichkeit, eigenständig Entscheidungen über den nächsten Schritt zu treffen. Sie bewegen sich innerhalb eines begrenzten Handlungsraums, in dem sie eigenständig handeln dürfen – etwa indem sie selbstständig eine E-Mail verschicken oder ein Postfach durchsuchen. Das bedeutet: Sie orchestrieren nicht nur vordefinierte Schritte, sondern gestalten den Prozessverlauf aktiv mit.
Agentic Orchestration bezeichnet die Koordination und Steuerung mehrerer KI-Agenten, Teilprozesse, Tools, Systeme und Datenquellen, so dass sie zusammenarbeiten, um übergeordnete Ziele zu erreichen. Die Orchestrierung verbindet einzelne Agenten und Arbeitsabläufe zu einem kohärenten System.
KI Agenten
Der letzte und zugleich umfassendste Begriff ist der des KI Agenten. Hierbei handelt es sich um die Vorstellung eines vollständig eigenständig agierenden Mitarbeiters. Ein KI Agent kann autonom entscheiden, was er tut, wann er es tut und in welcher Reihenfolge er vorgeht. Er benötigt lediglich eine Aufgabe als Input und übernimmt dann selbstständig Planung, Ausführung und Priorisierung – ähnlich wie ein digitaler Kollege, der nie ermüdet. KI Agenten kombinieren wie in Abbildung 2 dargestellt dafür KI-Modelle mit einem Gedächtnis-Speicher und nutzen dies zur Interaktion mit anderen Tools und Systemen.
Agentic AI (auch „agentische KI“, „handlungsfähige KI“ etc.) bezeichnet KI-Systeme, die mit begrenzter oder minimaler menschlicher Aufsicht Ziele verfolgen, Entscheidungen treffen und selbstständig handeln können. KI Agenten zeichnen sich durch die drei Komponenten LLM, Erinnerung und Handlungsfähigkeit aus.
Agentic AI: Handlungsparadigmen, Einsatzformen und Anwendungsbeispiele
Die zuvor erläuterten unterschiedlichen Ausprägungen von Agentic AI lassen sich systematisch entlang ihrer Handlungsparadigmen, Einsatzformen und praktischen Anwendungsbeispiele differenzieren. Während Agentic Automation primär auf streng vordefinierte und klar abgegrenzte Abläufe fokussiert, rückt Agentic Orchestration die Koordination verschiedener Agenten, Systeme und Tools in den Mittelpunkt. Agentic AI im engeren Sinne schließlich adressiert komplexere Ziel- und Aufgabenstellungen, bei denen Agenten dynamisch agieren und eigenständige Entscheidungen treffen können. Die nachfolgende Tabelle strukturiert diese Unterschiede und stellt typische Einsatzszenarien exemplarisch dar.
Agentic AI
- Handlungsparadigma: Ziele und Aufgaben
- Agenteneinsatz: KI-Agenten können dynamisch mit unterschiedlichen Aufgaben in den Arbeitsalltag involviert werden
- Beispiele: Sales-Agent, der eigenständig Kunden kontaktieren und Deals abschließen kann
Agentic Orchestration
- Handlungsparadigma: Ein vordefinierter Ablauf, der stellenweise Phasen mit variablen Einsatz von Agenten/KI/RPA beinhaltet
- Agenteneinsatz: Orchestrierungs-Schicht zwischen Agenten, Systemen, Tools
- Beispiele: Help-Desk, bei dem IT-Probleme klassifiziert und teilweise automatisch gelöst werden
Agentic Automation
- Handlungsparadigma: Fest definierte Abläufe
- Agenteneinsatz: Agenten führen klar abgegrenzte Aufgaben innerhalb eines Workflows aus
- Beispiele: Reiseantrag, bei dem die Informationen automatisch übertragen werden
Use Cases für KI Agenten
Fokus Energieversoger – Kundenservice-Agenten
Ein besonders anschauliches Beispiel für den Mehrwert von Agentic AI ist der Kundenservice im Energiesektor (siehe Abbildung 3). Arvato Systems hat hierfür Kundenservice-Agenten entwickelt, die eingehende Anfragen automatisch verarbeiten, koordinieren und an die richtigen Stellen weiterleiten. So werden Kundenanliegen nicht nur schneller, sondern auch effizienter bearbeitet – bei gleichzeitiger Entlastung der Servicemitarbeitenden.
Weitere Use Cases rund um KI Agenten
1. Agentic AI: SAP BANF Agent
Ein SAP BANF Agent unterstützt bei der automatisierten Erstellung, Prüfung und Freigabe von Bestellanforderungen (BANFen) im SAP-System. Er entlastet Mitarbeiter, indem er Routineaufgaben wie die Bedarfsermittlung, Datenvalidierung und Weiterleitung in den Genehmigungsworkflow eigenständig übernimmt.
2. Agentic Orchestration: E-Commerce Retourenbearbeitung
Im E-Commerce wird ein Retourenprozess orchestriert. Ein Agent entscheidet eigenständig, ob eine Rücksendung eine Erstattung, einen Umtausch oder eine Prüfung durch den Kundenservice erfordert. Der Ablauf ist grundsätzlich vorgegeben, doch die Entscheidung über den nächsten Schritt trifft der Agent selbst.
3. Agentic Automation: Versicherungs-Schadensmeldungen vorstrukturieren
Ein Versicherungsunternehmen nutzt einen Workflow, in dem ein LLM automatisch Schadensmeldungen zusammenfasst und für die Sachbearbeitung vorstrukturiert. Der Prozess ist festgelegt, das LLM übernimmt nur eine klar definierte Aufgabe (Textanalyse & Vorformulierung).
Einstieg in Agentic AI
Auf den ersten Blick wirken Begriffe wie Agentic Workflows oder AI Agents oft komplex. Doch der Einstieg ist leichter, als es scheint. Wichtig ist vor allem, sich nicht zu früh in einzelne Use Cases zu verfangen, sondern zunächst eine klare Vision zu entwickeln und diese zu priorisieren.
Nach einem ersten Proof of Concept sollte außerdem schnell über Skalierung nachgedacht werden. Nur so entfaltet sich das volle Potenzial – von ersten Effizienzgewinnen bis hin zur nachhaltigen Transformation von Prozessen und Organisationsstrukturen.
Unser erprobtes Vorgehen bei Arvato Systems unterstützt Unternehmen dabei, Schritt für Schritt in die Welt von Agentic AI einzusteigen:
Fazit
Die Einführung von KI Agenten muss kein Mammutprojekt sein. Entscheidend ist, strukturiert und fokussiert zu starten – mit einer klaren Vision, wenigen priorisierten Use Cases und einem starken Partner an Ihrer Seite.
Genau hier setzt Arvato Systems an: Wir begleiten Sie von der ersten Idee bis hin zur erfolgreichen Skalierung Ihrer Agentic-Strategie. Ob Workshop, Pilotprojekt oder die Entwicklung eines umfassenden Agentic Operating Models – wir unterstützen Sie gerne dabei, das volle Potenzial von KI-Agenten für Ihr Unternehmen zu erschließen.
Nehmen Sie Kontakt zu uns auf – und starten Sie noch heute Ihre Reise in die Zukunft der Arbeit.
Verfasst von
Marc Hübner ist Portfolio Business Owner für Process Automation bei Arvato Systems. Seit über 5 Jahren unterstützt er Kunden bei der Automatisierung mit RPA. Seine Leidenschaft für Roboter sieht er als digitale Revolution. Mit seinem Team entwickelt er virtuelle Agenten zur Automatisierung von Geschäftsprozessen und zur Steigerung der Effizienz.