Der EU Data Act: Chancen für Energieserviceanbieter
Auf dem Weg zu Daten-Hubs, Datenräumen und Datenökonomie
Der EU Data Act ist seit dem 12. September 2025 vollständig in Kraft und wird in den kommenden Jahren zu einem zentralen Treiber für den digitalen Wandel in der Energiewirtschaft. Er soll den Zugang zu Daten vereinfachen, Interoperabilität sichern und faire Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmer schaffen. Für die Marktrolle Energieserviceanbieter (ESA), die 2023 durch die Bundesnetzagentur geschaffen wurde, bedeutet dies: Chancen für innovative Geschäftsmodelle – aber auch die Verpflichtung, regulatorische und technische Anforderungen umzusetzen.
Parallel dazu hat der BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) in enger Abstimmung mit der Bundesnetzagentur (BNetzA) neue Spezifikationen für eine Web-API veröffentlicht, die als technologische Grundlage für den standardisierten Datenaustausch im Energiemarkt dient und zeitnah auch auf Messwerte bzw. Zeitreihen ausgeweitet wird.
Was ist der EU Data Act und warum ist er wichtig für die Energiewirtschaft?
Der Data Act verfolgt drei Kernziele:
Datenzugang erleichtern: Unternehmen und Verbraucher sowie Verbraucherinnen erhalten ein gesetzlich verankertes Recht, Daten von Geräten und Plattformen weiterzugeben.
Fairness im Datenmarkt: Anbieter sollen keine unzulässigen Barrieren für die Nutzung von Daten aufbauen.
Interoperabilität sicherstellen: Einheitliche Standards sollen den Austausch zwischen Systemen erleichtern.
Gerade in der Energiewirtschaft ist dieser Rechtsrahmen von hoher Bedeutung. Daten aus intelligenten Messsystemen, IoT-Geräten und Energie-Management-Lösungen bilden die Grundlage für Flexibilitätsmanagement, Energieeffizienz-Services und digitale Mehrwertprodukte.
Die Bitkom hebt in einer Stellungnahme hervor, dass noch viele Fragen zur praktischen Umsetzung offen sind – etwa zu Haftung, Datenhoheit und Kostenverteilung. Dennoch ist klar: Der Data Act wird den Markt nachhaltig verändern und neue Rollen etablieren.
Welche Chancen bietet der EU Data Act für Energieserviceanbieter?
Die ESA-Rolle gewinnt mit diesen Entwicklungen massiv an Bedeutung:
Minuten- und 15-Minutenwerte als Grundlage für datenbasiertes Flexibilitätsmanagement: Ableitung von Energieflüssen im Gebäuden Ladepunkten, Wärmepumpen und Speichern
Vernetzte Produkte: einsammeln von Daten und standardisierte Bereitstellung von Mehrwertdienste für Endkunden: Energie-Apps, CO₂-Analysen, Verbrauchsoptimierung
Neue Geschäftsmodelle: Aggregation von Flexibilitäten oder Bereitstellung von Effizienz-Services
Mit standardisierten APIs des BDEW wird es möglich, diese Services skalierbar und interoperabel anzubieten – unabhängig von proprietären Lösungen einzelner Netzbetreiber oder Messstellenbetreiber.
Wie können Unternehmen den EU Data Act in der Praxis umsetzen?
Damit der EU Data Act nicht nur ein rechtlicher Rahmen bleibt, sondern konkrete Mehrwerte schafft, brauchen Energieserviceanbieter praxisnahe IT-Lösungen. Vorbehaltlich der weiteren Ausgestaltung durch Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie BNetzA ist dabei ein klarer Fahrplan entscheidend:
Datenzugang sicherstellen: Aufbau von Schnittstellen, die den rechtssicheren Zugriff auf Messwerte, Lastprofile und Stammdaten ermöglichen.
Regelkonforme Nutzung: Umsetzung von Rollen- und Rechtekonzepten, um Datenhoheit, Datenschutz und IT-Sicherheit zu gewährleisten.
Standardisierte APIs einsetzen: Nutzung offener Schnittstellen nach BDEW-Vorgaben, um Interoperabilität und Skalierbarkeit im Markt zu fördern.
Integration in bestehende Prozesse: Anbindung an Marktkommunikationssysteme und IT-Landschaften, um die neuen Datenströme effizient einzubinden.
Innovation ermöglichen: Entwicklung von datengetriebenen Services – von Flexibilitätsmanagement über CO₂-Analysen bis hin zu Mehrwertdiensten für Endkunden.
So könnten Unternehmen den EU Data Act nutzen, um einerseits regulatorische Anforderungen zu erfüllen und andererseits innovative Geschäftsmodelle aufzubauen. Dabei helfen kompetente IT-Dienstleister wie Arvato Systems, die sich durch eine weitreichende IT- und Branchenexpertise auszeichnen. Die Fachexpertinnen und Fachexperten von Arvato Systems unterstützen Unternehmen dabei, Energieserviceanbieter zu werden, Daten effizient und sicher nutzbar zu machen. Kommen Sie schon jetzt auf uns zu!
Welche Auswirkungen hat der EU Data Act langfristig auf die Energiewirtschaft?
Der EU Data Act, die neue BDEW Web-API und die heiß diskutierte Umstellung auf zentrale Hubs markieren einen Wendepunkt für die Energiewirtschaft. Sie schaffen einen Rahmen, in dem Daten besser genutzt, geteilt und monetarisiert werden können – zum Vorteil von Verbrauchern, Energieversorgern und innovativen Energieserviceanbietern.
Auch wenn – wie Bitkom-Vertreter betont – noch rechtliche und praktische Fragen offen sind, sollten Unternehmen frühzeitig beginnen, ihre Datenstrategien und Plattformen anzupassen.
Wer jetzt auf Interoperabilität, API-Standards und Daten-Governance setzt, sichert sich nicht nur regulatorische Compliance, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Energiemarkt von morgen.
Welchen Beitrag birgt die Marktkommunikation für DataHubs und Datenräumen?
Die sichere Marktkommunikation ist heute stark formalisiert (GPKE, MaBiS, WiM). Die Bundesnetzagentur hat die Zutaten vorbereitet, die bereits heute Daten-Hubs und Datenräume ermöglichen:
Smart-Meter-PKI: sorgt für Sicherheit und Authentifizierung.
BDEW Web-API: standardisiert den Zugang zu Daten (statt proprietärer Lösungen) und wird zeitnah auch auf Messwerte ausgeweitet.
API-Verzeichnisdienste: machen angebotene Datenquellen und -schnittstellen auffindbar ähnlich einem Bibliothekskatalog.
Im Zusammenspiel mit dem EU Data Act wird dies zum ersten Schritt in Richtung Datenräume:
ESA kann standardisierte Daten anfordern und bereitstellen.
Nicht-personenbezogene Daten fließen automatisch in die Infrastruktur.
Mehrwertdienste entstehen auf einer interoperablen, vertrauenswürdigen Basis.
So nähern wir uns der Vision: Datenräume wie im Future Energy Lab der dena oder GAIA-X zeigen, wie Energiedaten übergreifend genutzt werden können – von dynamischen Tarifen bis zu Ladeinfrastruktur-Nachweisen.
Arvato Systems begleitet die Energiewirtschaft aktiv bei der Umsetzung des EU Data Act und entwickelt bereits heute Lösungen, die den sicheren und standardisierten Datenzugriff bspw. auf Smart-Meter- und HEMS-Daten ermöglichen. Mit einem umfassenden Leistungsportfolio – von skalierbaren SaaS-Plattformen über Integrations- und Kommunikationsservices bis hin zu ausgewiesener Branchenexpertise – unterstützt Arvato Systems Unternehmen dabei, regulatorische Anforderungen der regulierten Energiewirtschaft effizient zu erfüllen und gleichzeitig neue datengetriebene Geschäftsmodelle zu erschließen. Als verlässlicher Partner schafft Arvato Systems die Grundlage dafür, dass Energieversorger und Energieserviceanbieter die Chancen des Datenteilens optimal nutzen und ihre Marktposition nachhaltig stärken können.
Verfasst von
André Hoffmann ist Head of Product Portfolio Energy bei Arvato Systems und IT-Experte für die Energie- und Versorgungswirtschaft. Er verantwortet u. a. die Entwicklung von Plattformlösungen und treibt Innovationen für Lösungen für Smart-Meter, Abrechnung, Marktkommunikation, Kundenservice und IoT voran.