Multi-Tenant-Modelle
Schlüssel zur produktiven und vernetzten Zusammenarbeit in der digitalen Welt
Moderne Technologien haben die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten, revolutioniert – nicht nur innerhalb von Unternehmen, sondern zunehmend auch darüber hinaus. Die nahtlose Kooperation mit externen Partner:innen, Dienstleister:innen und Kund:innen prägt den Arbeitsalltag und hebt die Produktivität auf ein neues Niveau. Dieser Artikel beleuchtet Multi-Tenant-Modelle, ihre Einsatzmöglichkeiten, Vor- und Nachteile sowie neue Perspektiven, die über die bisherigen Ansätze hinausgehen.

Der Begriff Multi-Tenant setzt sich aus „Multi“ (= vielfach) und „Tenant“ (= Mieter oder Pächter) zusammen. Multi-Tenancy bezeichnet eine IT-Architektur, bei der mehrere Mandanten in einer gemeinsamen Plattform arbeiten. Dabei bleiben Daten, Zugriffsrechte und Prozesse voneinander getrennt, während Infrastruktur, Anwendungen und Services zentral bereitgestellt werden.
So verändert eine Multi-Tenant-Architektur die tägliche Zusammenarbeit
Früher erschwerten umständliche E-Mail-Ketten mit unzähligen Anhängen, Versionskonflikten und unklaren Verantwortlichkeiten die Zusammenarbeit. Heute ermöglichen cloudbasierte Arbeitsräume in Microsoft Teams oder SharePoint eine direkte, gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten. Änderungen sind in Echtzeit für alle sichtbar, die Kommunikation bleibt kontextbezogen, effizient und sicher. Der klassische E-Mail-Anhang wird zunehmend obsolet und kommt nur noch bei formalen Übergaben oder fehlenden Freigabemöglichkeiten zum Einsatz. Stattdessen dominieren Freigabelinks mit klar definierten Zugriffsrechten – auch über Multi-Tenant-Landschaften hinweg.
Dieser flexible und sichere Austausch zwischen Mandanten erfordert jedoch eine durchdachte Steuerung. Unternehmen setzen auf Microsoft 365 Governance, um festzulegen, wer welche Inhalte mit wem teilen darf, wie lange Zugriffe gültig bleiben und ob zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wie Multi-Faktor-Authentifizierung erforderlich sind. So entsteht eine moderne Zusammenarbeit, die offen und dynamisch bleibt, ohne die Kontrolle zu verlieren.
Multi-Tenant-Architektur: Aber wie?
Doch wie wird diese tenantübergreifende Kollaboration technisch realisiert? Welche Optionen bietet der Digital Workplace mit Microsoft 365, um effektiv, sicher und nutzerfreundlich über Unternehmensgrenzen hinweg in Multi-Tenant-Landschaften zusammenzuarbeiten? In der Vergangenheit war der klassische Gastzugang die einzige Möglichkeit – funktional, aber begrenzt in Komfort, Sicherheit und Skalierbarkeit. Heute stellt Microsoft 365 ein breites Spektrum an fortschrittlichen Lösungen bereit.
Multi-Tenant im Fokus: Mögliche Strategien für eine effektive Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit über verschiedene Microsoft-365-Tenants hinweg erfordert flexible und sichere Lösungen. Je nach Bedarf – ob kurzfristige Projekte oder langfristige Partnerschaften – bieten sich unterschiedliche Ansätze an. Im Folgenden zeigen wir fünf bewährte Strategien, ihre Einsatzfelder sowie Vor- und Nachteile.
1. Azure AD B2B Collaboration (klassischer Gastzugang)
Externe Nutzer:innen werden als Gastkonten in Azure Active Directory (AD) eingebunden und erhalten gezielten Zugriff auf Microsoft-365-Anwendungen und -Ressourcen wie Teams, SharePoint oder OneDrive. Eine Einladung initiiert den Prozess, wobei die Authentifizierung und Verwaltung in der eigenen Umgebung erfolgen.
Einsatzfelder
ideal für projektbezogene Kooperationen mit Partner:innen, temporäre Zusammenarbeit oder selektiven Ressourcenzugriff
Vorteile
granulare Zugriffskontrolle durch Rollen- und Rechteverwaltung
Integration in bestehende Sicherheitsrichtlinien, z. B. Conditional Access
einfache Implementierung ohne umfassende Infrastrukturänderungen
Nachteile
eingeschränkte Nutzerfreundlichkeit durch häufige Tenant-Wechsel
steigender Verwaltungsaufwand bei vielen Gastkonten
begrenzte Integration in komplexe Arbeitsprozesse
Zusammenfassung
Die klassische B2B-Collaboration bietet eine solide Basis für externe Zusammenarbeit mit hoher Kontrolle. Sie eignet sich besonders für kurzfristige Projekte, stößt jedoch bei Skalierbarkeit und Nutzererlebnis an Grenzen.
2. B2B Direct Connect / Teams Shared Channels
Mit freigegebenen Teams-Kanälen (Shared Channels) arbeiten Nutzer:innen in Multi-Tenant-Landschaften, ohne ihre vertraute Umgebung zu verlassen. Kommunikation und Dateiaustausch erfolgen in Echtzeit, während Governance-Richtlinien Sicherheit gewährleisten.
Einsatzfelder
perfekt für langfristige, intensive Kooperationen zwischen Organisationen mit regelmäßigem Austausch
Vorteile
nahtloses Nutzererlebnis ohne Tenant-Wechsel
intuitive Bedienung für interne und externe Nutzer:innen
robuste Sicherheitskontrollen durch Cross-Tenant-Policies
Nachteile
komplexe Einrichtung und Abstimmung zwischen Tenants
Abhängigkeit von bestimmten Microsoft 365-Lizenzen (Microsoft 365 E3 oder E5)
erhöhter Planungsaufwand für Governance
Zusammenfassung
Shared Channels transformieren die Multi-Tenant-Kommunikation durch ein optimiertes, nutzerzentriertes Erlebnis. Sie sind ideal für dauerhafte Partnerschaften, erfordern jedoch eine sorgfältige technische und organisatorische Vorbereitung.
3. Cross-Tenant Synchronisierung
Diese Methode synchronisiert Identitäten in Multi-Tenant-Infrastrukturen, sodass Benutzer:innen mit konsistenten Berechtigungen in mehreren Umgebungen agieren können. Die zentrale Verwaltung erleichtert die Nutzung, insbesondere in komplexen Strukturen.
Einsatzfelder
optimal für Konzerne mit mehreren Tenants oder tief integrierte Partnerschaften
Vorteile
einheitliches Identitätsmanagement über Tenant-Grenzen hinweg
konsistentes Nutzererlebnis mit klaren Rollen
effiziente Verwaltung bei großen Nutzergruppen
Nachteile
hoher Einrichtungs- und Wartungsaufwand
erhöhte Anforderungen an Governance und Compliance
technische Komplexität bei der Integration
Zusammenfassung
Die Cross-Tenant-Synchronisierung schafft eine einheitliche Basis für komplexe Unternehmensstrukturen. Sie erleichtert die Verwaltung von Multi-Tenant-Landschaften, ist jedoch technisch anspruchsvoll und governance-intensiv.
4. SharePoint & OneDrive Freigaben
Dokumente oder Sites werden über Freigabelinks oder direkte Einladungen mit Externen geteilt, wobei die Zusammenarbeit auf Datei- oder Seitenebene stattfindet.
Einsatzfelder
geeignet für dokumentenbasierte Kooperationen mit Kund:innen, Lieferant:innen oder temporären Partner:innen
Vorteile
schnelles, einfaches Teilen von Inhalten
Unterstützung durch Data Loss Prevention (DLP) und Ablaufsteuerung
geringer Einstiegsaufwand
Nachteile
eingeschränkte Funktionen für komplexe Zusammenarbeit
Risiken bei unkontrollierter oder unzureichend gesicherter Freigabe
keine umfassende Integration in Kommunikationsprozesse
Zusammenfassung
SharePoint- und OneDrive-Freigaben bieten eine pragmatische Lösung für den Dateiaustausch. Sie sind einfach und flexibel, erfordern jedoch sorgfältige Kontrolle, um Sicherheitslücken zu vermeiden.
5. Microsoft Loop und externe Kollaboration
Microsoft Loop ermöglicht die Multi-Tenant-Zusammenarbeit an dynamischen, modularen Inhalten („Loop-Komponenten“), die in Teams, Outlook oder anderen Microsoft-365-Anwendungen als interaktive Ressourcen zur Verfügung stehen. Externe Nutzer:innen können über B2B-Collaboration oder Shared Channels eingebunden werden.
Einsatzfelder
ideal für kreative Projekte, Brainstorming oder agile Arbeitsprozesse mit externen Beteiligten
Vorteile
Echtzeit-Kollaboration an flexiblen Inhalten
nahtlose Integration in bestehende Microsoft 365-Workflows
Förderung innovativer, interaktiver Zusammenarbeit
Nachteile
noch in Entwicklung, daher begrenzte Verfügbarkeit
Abhängigkeit von Tenant-Kompatibilität und Lizenzen
Lernkurve für neue Nutzer:innen
Zusammenfassung
Microsoft Loop erweitert die tenantübergreifende Zusammenarbeit um eine kreative, flexible Dimension. Es ist ein vielversprechender Ansatz für innovative Teams, deren Potenzial mit der weiteren Entwicklung wachsen wird.
Fazit: Erfolgreiche Strategien für eine effektive Zusammenarbeit im Multi-Tenant-Kontext
Die tenantübergreifende Zusammenarbeit in Microsoft 365 hat sich von einfachen Gastzugängen zu einem facettenreichen Ökosystem entwickelt, das Sicherheit, Nutzerfreundlichkeit und Flexibilität vereint. Während klassische B2B-Ansätze ihre Stärken in kurzfristigen Projekten haben, bieten Shared Channels und Cross-Tenant-Synchronisierung nachhaltige Lösungen für intensive Kooperationen. SharePoint- und OneDrive-Freigaben punkten mit Einfachheit, während neue Tools wie Microsoft Loop die Zusammenarbeit zukunftssicher erweitern.
Microsoft 365 ermöglicht es Unternehmen, ihre Kollaboration bedarfsgerecht zu gestalten – ein Schlüssel für digitale Geschäftsmodelle und systemübergreifende Partnerschaften.
Auf einen Blick: Multi-Tenant-Modelle im Vergleich
